Den hiesigen Genossen der SPD ist es gelungen, eine besondere Persönlichkeit für den Neujahrsempfang in Mellrichstadt zu gewinnen. Diesmal begrüßte Matthias Kihn als Vorsitzender des Unterbezirks sogar eine Bundesministerin: Manuela Schwesig, die in diesen Tagen erst durch ihr Gesetz zur Lohngerechtigkeit der Geschlechter von sich Reden gemacht hat.
Die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gab sich längst nicht so kühl wie für eine Politikerin aus dem Norden der Bundesrepublik zu vermuten wäre. In ihrer halbstündigen Rede ging es nicht so sehr um politische Abgrenzung oder Diffamierung vermeintlicher Gegner sondern eher um menschliche Werte und gesellschaftliche Entwicklungen.
Besondere Besorgnis löse der wachsende Populismus in ihr aus, der inzwischen auch in der Mitte der Gesellschaft Früchte trage. In diesem Zusammenhang seien sehr wohl die Verursacher auszumachen, die für die Vergiftung des politischen Klimas Verantwortung tragen.
Dabei warb Schwesig für Toleranz und Respekt und warnte vor Verkündern einfacher Lösungen. Was dabei passiert, wenn auf sie gehört wird, könne inzwischen auch in demokratischen Ländern beobachtet werden. Das Jahr 2017 beschrieb die stellvertretende SPD-Vorsitzende darum auch für die Bundesrepublik als Schicksalsjahr, in dem die Weichen vollkommen neu gestellt werden könnten.
Bei allen übergeordneten Themen wisse sie aber auch, dass die Menschen vor allem daran interessiert sind, was sie direkt betreffe oder in ihrer unmittelbaren Umgebung stattfindet. Die Familie sei letztendlich die Basis, von der viele weitere Entwicklungen ausgehen und die es daher dringend zu fördern gelte. Schließlich haben der ökonomische Hintergrund und die Beteiligung am Arbeitsmarkt der Familie direkte Folgen für das gesellschaftliche und politische Engagement, Bildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen, Gleichstellung der Geschlechter.
Zu guter Letzt forderte sie, mehr Aufmerksam den menschlichen Tugenden zukommen zu lassen, die bei den Millionen von ehrenamtlich tätigen Menschen zu Tage treten. Man solle sich denjenigen zuwenden, die still ihre Arbeit verrichten und nicht denjenigen, die am lautesten schreien.
Nach einem kaum enden wollenden Applaus für eine bewegende Rede bekam der Gast nach der Verleihung des Ordens des fränkischen Fastnachtsverbands durch Klaus Mültner die Gelegenheit, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Allerdings wunderte sich die Ministerin, dass für den entschuldigten Bürgermeister kein Stellvertreter anwesend war, „habt ihr hier keinen“, fragte sie schmunzelnd.
Dafür gaben sich im gut gefüllten ehemaligen Soldatenheim aber viele SPD-Mandatsträger aus dem Unterbezirk, den sich die Landkreise Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen teilen, ein Stell-dich-ein. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar forderte dabei in ihrem Grußwort die Genossen auf, sich angesichts der miserablen Wahlprognosen in Bayern nicht „kirre“ machen zu lassen. Sie erwarte nicht eine Persönlichkeitswahl sondern eine Abstimmung nach dem Wahlprogramm, und da könne die SPD noch punkten. Darüber hinaus hofft die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen stärker wieder auf eine solidarische Gesellschaft und Matthias Kihn auf mehr Chancengleichheit in allen Teilen der Bevölkerung.
Text und Bilder: Eckhard Heise